Das Hohe Venn
Große Flächen sind als Hochmoor ausgebildet, wovon sich auch der Name ableitet: Venn, Fenn (niederländisch Veen) für Moor. Mit 694 m O.P. (Meter über Pegel Ostende) ist die Botrange sowohl die höchste Erhebung im Hohen Venn als auch der höchste Berg in Belgien.
Das Klima ist für mitteleuropäische Verhältnisse rau – im Jahresmittel wesentlich kühler als das Umland – und allgemein wolken-, regen- und schneereich. Die Höhen von Eifel und Ardennen sind das erste Mittelgebirge, auf das feuchte, atlantische Luft von Westen her trifft. Dabei steigen diese Luftmassen auf, kühlen ab und entladen die Feuchtigkeit, sodass es zu Steigungsregen in Form von Regen oder Schnee kommt. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beträgt 1400 bis 1500 mm mit einem Maximum im Dezember und Januar und einem Minimum im Mai. Tage mit Regen- oder Schneefall gibt es im langjährigen Mittel etwa 220 bis 230 im Jahr. An etwa 160 bis 177 Tagen tritt Nebel auf (Sichtweite 1000 Meter oder weniger), Schnee liegt im Schnitt an etwa 70 bis 80 Tagen. Trotz des allgemein nassen Klimas treten mitunter auch längere Trockenphasen auf, vorwiegend im Frühjahr und Frühsommer, was im Extremfall zu Bränden des Torfbodens führt. So brannte es im Sommer 2004 auf einer Fläche von 200 Hektar und im April 2011 bei einem Großbrand sogar auf 10 Quadratkilometern. Auch dieses Jahr (2023) brannte es im Hohen Venn wieder. Als wir da waren, waren viele Wege in das Hohe Venn durch eine rote Flagge gesperrt.
Der typische Bewuchs sind Heidepflanzen wie Besen- und Glockenheide, aber auch eine zum Teil alpine beziehungsweise boreale Flora, wie das Gefleckte Knabenkraut, Lungen-Enzian, Sonnentau, Moosbeere, Wollgras. Da die Beweidung in den letzten Jahrzehnten untersagt war, verbreiten sich immer mehr buschige Sträucher und das Pfeifengras. Südlich des Hohen Venns, im Nationalpark Eifel, liegen ausgedehnte Wild-Narzissen-Wiesen, die in dieser Ausprägung einzigartig in Deutschland sind. Auf belgischer Seite befinden sich große Wildnarzissenwiesen im Holzwarchetal (Nebenfluss der Warche) in der Gemeinde Büllingen und im Rurtal.
Die Schutzzonen gelten auch den Birkhühnern, die sich nur langsam vermehren und beim Balzen ungestört bleiben müssen. Seit dem Jahr 2003 sind wieder erste Luchse und Biber ausgemacht worden, 2013 auch die seltene Kreuzotter. 2018 wurde erstmals ein Wolf gesichtet. Seit Juli 2019 ist die Eifel um Monschau die dritte Region in NRW, in der ein Wolf sesshaft geworden ist. Das vom Umweltministerium NRW ausgewiesene Wolfsgebiet „Eifel/Hohes Venn“ ist 505 Quadratkilometer groß und liegt im Bereich Monschau, Hellenthal, Schleiden, Simmerath und Roetgen. Daran grenzt auf belgischem Gebiet ein im Februar 2022 auf 57,9 Hektar erweitertes „Wolfsgebiet“ (französisch Zone de Présence Permanente du Loup).